Ich stand in meiner Heimatstadt Moers bei Nordsee an der Kasse und wollte mein Seelachsfilet mit Salzkartoffeln bezahlen. Die Kassiererin fragte mich nach meiner Postleitzahl. Ich sagte: "22767". Sie schaute auf. Ich erklärte: "Hamburg." Sie: "Oh." Ich sagte: "Ja, wir es gibt ja bei uns keinen guten Fisch, deshalb bin ich hier an den Niederrhein gekommen, um mal richtig guten Fisch zu essen." Sie antwortete: "Ach ja." - Ironie. Einfach zu produzieren, manchmal schwierig zu verstehen.
Was meine ich mit "einfach zu produzieren". Nun, um Leute mit gutem Storytelling zum Lachen zu bringen, gibt es gar nicht so viele Varianten, wie man denkt. Wenn ich dies in meinen Rhetorik Trainings erzähle, ernte ich meist erstaunte Blicke. Aber es ist so. Es gibt die Überhöhung, den Twist, den Actout (hierfür braucht man eine gute Körpersprache) und damit hat man schon seinen Gag-Werkzeugkasten gut gefüllt. Ironie gehört auch dort hinein und mir ihr fange ich meistens in meinen Trainings an, denn sie ist so unglaublich einfach anzuwenden: Man sagt einfach das Gegenteil von dem, was offenkundig ist.
Ein Beispiel:
Du sitzt beim Griechen und der Kellner stellt dir einen riesigen Teller randvoll mit Fleisch, Reis und Salat hin, soviel, dass eine ganze Familie davon satt werden würde. Anstatt zu sagen "Boahh ist das viel!" sagst du das Gegenteil "Mann, ist das wenig." Zack - Lacher. So einfach ist das. Wichtig ist dabei, dass die Beobachtung, die du benennst, für alle offensichtlich und richtig ist. Das heißt, der Teller muss wirklich total voll sein, nur dann funktiuoniert es. Allek die den Teller sehen, müssen denken "Boahh, ist der voll." - Durch die Ironie nimmst du Bezug auf die Gedanken der anderen und formulierst das Gegenteil, dadurch entsteht der Witz. Wenn der Teller normal gefüllt ist, denkt kein anderer "Boah, ist der voll." Und deine Ironie hat somit keinen Bezugspunkt.
Zum Beispiel: Du trittst vor die Haustür, das Wetter ist durchschnittlich, Temperatur bei 20°C, leichter Wind und kein Regen. Du sagst: "Boah ist das kalt." Kein Lacher, denn niemand versteht, was du damit meinst. So kalt ist es doch gar nicht. Sie denken, du meinst es ernst. Andere Situation: Du trittst vor die Haustür, die Sonne brennt, 32°C und keine Wolke am Himmel. Du sagst: "Boah, ist das kalt." Lacher. Denn jeder weiß nun, du meinst das Gegenteil.
Allerdings ist es in Deutschland manchmal nicht so einfach mit der Ironie, viele verstehen sie nicht so schnell. Wie du sie an deine Gesprächspartner anpasst, damit sie doch lachen, darüber schreibe ich in einem der kommenden Blog-Beiträge.
Hier nun das Rezept für Ironie:
1. Ironie ist total einfach, du musst nur das Gegenteil sagen von dem was offensichtlich ist.
2. Dieses Offensichtliche muss auch wirklich offensichtlich für alle Beteiligten sein, sonst funktioniert die Ironie nicht.